Die vom Rummelplatz (1930)

Regie: Carl Lamač. Regie-Assistenz, Dialog-Regie: Alwin Elling (Dialog-Überwachung). Buch: Hans H. Zerlett, Charlie Roellinghoff; nach einem Manuskript von Wenzel [= Václav] Wassermann. Kamera: Otto Heller, Erich Giese. Bauten: Jacques Rotmil [= Jacek Rotmil], Heinz Fenchel. Maske: Adolf Dölle. Ton: Fritz Seeger, Hermann S. Heller (Tontechnische Leitung). Musik: Jara Bénes, Frank Strip, Walter Kollo. Liedtexte: Fritz Rotter, Rudolf Eisner, Karl Brüll, Walter Kollo. Ausführung: Curt Lewinnek (Kapelle). Choreographie: Bruno Arno. Musik-Titel: "Ich schäm' mich", "Ich weiß, was Du denkst", "Wir sind überall zu Haus'" (Bénes/Rotter).

Darsteller: Anny Ondra (Anny Flock), Margarete Kupfer (ihre Mutter), Viktor Schwanneke (ihr Vater), Siegfried Arno (Hannes, Ausrufer), Toni Girardi (Ordini), Max Ehrlich (Horbes, Agent), Kurt Gerron (Schaubudenbesitzer), Gretl Basch (Mimi), Yvette Rodin (Lily), Julius Falkenstein, Paul Morgan, Walter Norbert, Paul Rehkopf, Fritz Spira, Bruno Arno mit seinem Ballett.

Produktion: Ondra-Lamac-Film GmbH, Berlin. Produzent: Carl Lamač, Anny Ondra. Produktionsleitung: Friedrich Wilhelm Kraemer, Arthur Hohenberg. Aufnahmeleitung: Walter Jacks, Fritz Sereiski. Drehzeit: 15.6. – 10.7.1930. Drehorte: Ufa-Ateliers Berlin-Tempelhof. Länge: 98 min, 2680 m. Format: 35mm, s/w, 1:1.19, Tobis-Klangfilm. Zensur: 12.8.1930, B.26595, Jv. Uraufführung: 14.8.1930, Berlin (Universum).


INHALT - CONTENT

Die junge Anny kehrt aus dem Pensionat zu ihrer Schaustellerfamilie zurück, die auf dem Rummelplatz eine kleine Zeltbühne betreibt. Als Anny plötzlich eines Abends für einen Künstler einspringen muss, begeistert sie mit ihrem ungewöhnlichen Klavierspiel nicht nur das Publikum, sondern auch den Theateragenten Hobbes. Der engagiert die gesamte Familie an das Apollo-Theater in Berlin, wo Anny zum umjubelten Star aufsteigt und ein Angebot aus den USA erhält. Als jedoch der Kunstpfeifer Ordini das junge Mädchen für seine eigene Karriere ausnutzen will, besinnt sich Anny und kehrt zu ihrer Familie zurück.

Young Anny returns from school to her circus family, which runs a little venue at the taown fair. When Anny suddenly has to fill in for on of the artists, her piano-playing not only enthrals the audience, but also theatre agent Hobbes. He casts the whole family for the Apollo theatre in Berlin, where Anny quickly raises to stardom and is offered an engagement from the US. But when Ordini, a piper, tries to exploit the young girl for the benefit of his own career, Anny changes her mind and returns home.


KRITIK

Wenzel Wassermanns Manuskript ist das Produkt eines raffinierten Kenners der Publikumsseele. Die eigentliche Fabel ist keineswegs neu, aber die Art ihres Aufbaus durch ganz entzückende Einzelheiten sehr amüsant gestaltet. Wie Anny Ondra in der väterlichen Schmiere auf einem Klavier spielt, das sich nach und nach in seine Bestandteile auflöst, das ist alles sehr fein und lustig erdacht und löste stürmisches Gelächter aus.

Carl Lamac führt die Regie. Kaum noch ein anderer europäischer Filmregisseur hat wie er die Gabe, seine Manuskripte optisch aufzubauen, die Schauspieler zu konzentrieren und das Gesamtwerk vom Anfang bis Ende mit Eleganz und Brio durchzuführen. Er hat sich freilich sehr auf die Ondra eingestellt, deren graziöser Komik und leicht beschwingtem Charme seine ordnende Hand sehr segensreich wird. Auch von ihr kann man sagen, daß es in Europa kaum noch eine Schauspielerin gibt, die ihr reizendes Aussehen mit ihrem Talent für die Komik so angenehm und reibungslos verbinden kann. Sie bleibt ein Vergnügen für den Zuschauer und für den - Zuhörer. Siegfried Arno wirft ebenfalls sein großes Können zugunsten des Films in die Waage. Nur hätte man vielleicht seinen hamburgischen Dialekt vermeiden müssen, der zwar in den Vokalen sehr komisch klang, aber in den Konsonanten (das berühmte s - t) mit dem Mikrophon nicht ganz einig wurde.

Spektator: Die vom Rummelplatz. In: Der Film, Nr. 33, 16.8.1933.



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 04-Nov-2004