Triviale Tropen
Materialien zum 9. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 1996
Zeitgenössische Pressestimmen
Filmfreuden im afrikanischen Urwald
Adolph Baron von Dungern
Zu PORI, Brief an die Ufa. in: Film-Kurier, Nr. 7, 22.9.1928
Die Aufnahmen haben etwas mehr Zeit erfordert, als kalkuliert war. Aber die Zusammenarbeit von Amateurschauspielern und zwei wirklich wilden Volksstämmen, mit denen man sich nur durch zwei Dolmetscher verständigen kann, erfordert ein großes Maß von Zeit und Geduld. Auch das Heranschaffen notwendiger Requisiten und die Notwendigkeit, in schnellstem Tempo zu Ende zu gelangen, wirkt sich manchmal hemmend aus.
Wir haben schon sehr schöne Tieraufnahmen, aber die Hauptsache beginnt erst jetzt. Mit den Löwen ist es nicht ganz einfach, auch nicht mit Nashorn und Elefant. Es geht alles so rasend schnell. Entweder die Viecher kneifen aus, oder sie nehmen an, und zum Apparateaufbau bleibt dann keine Zeit. Vieles spielt sich auch in der Dämmerung ab, und dann fehlt natürlich das nötige Licht.
Heute morgen kam ich auf 30 Schritt an einen kapitalen Mähnenlöwen heran, ich mußte ihn aber schießen, da er im Begriff war, zum Angriff überzugehen. Wir haben nun schon vier zur Strecke gebracht, ohne ein einziges Mal zur Aufnahme zu kommen.
Herr Waldner, unser Jagdleiter, hat schon daran glauben müssen. Er wurde von einer Löwin angenommen und mußte mit schweren Riß- und Bißwunden ins Hospital nach Arusca gefahren werden. Herr Kluge schoß ihm im letzten Moment die Löwin von seinem Kopf weg, den sie gerade zermalmen wollte. Jetzt geht es ihm aber wieder ganz gut, da keine Infektion eingetreten ist.
Herr Kluge, der von einem Nashorn angenommen wurde, lief auch wochenlang mit ausgerenktem Knie herum. Von Schlafkrankheit und Fieber sind wir bis jetzt verschont geblieben bis auf Herrn von Gontard, der ein paar Tage mit 40 Grad im Zelt bleiben mußte. Für die Elefantenaufnahmen werden wir vermutlich nach dem belgischen Kongo fahren müssen, da die Sache hier zu unsicher ist. Das ist eine weite Reise von etwa 14 Tagen per Auto, Schiff und Eisenbahn. Hoffentlich bleibt dazu genügend Zeit.
Ich könnte noch viel erzählen, aber das Schreiben im Lager bei Stallaterne und Moskitos ist wirklich kein Vergnügen. Morgen früh geht ein Auto nach Arusca, und da muß die Post fertig sein.
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