Triviale Tropen
Materialien zum 9. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 1996
Zeitgenössische Pressestimmen
Hamburgs Indianer-Territorium
Hans Feld
in: Film-Kurier, Nr. 139, 18.6.1930
Vielleicht findet der eine oder andere unter den Kongreßteilnehmern auf einem Stadtbummel, so für sich hin, nach einem kleinen unscheinbaren Haus, drunten am Hafen, dem Umlauff-Museum. Zu wünschen wäre es, denn hier ist man im Nu in einer anderen Welt.
Merkwürdige Masken, Tierköpfe, grelle Malereien sehen den Besucher an. Kriegsbeile, die öfter in den Händen der roten Helden waren als begraben; Kalumets, wunderschön geschnitzte Friedenspfeifen aus dem heiligen Ton rötlicher Farbe. Wolldecken mit Stickereien, verzierte Leggins - Hosen -, Mokassins, Glasperlenschmuck.
Mit besonderer Erregung wird der Besucher die Skalps betrachten, Kopfhäute der unterlegenen Feinde, die der siegreiche Krieger mit dem scharfen Bowie-Messer abtrennte. Lange, blauschwarze Haare, an ihrer Wurzel verbunden durch ein handtellerbreites Stück der Kopfhaut. So hängen sie heute, Trophäen einer blutigen Zeit der Vergangenheit.
Schätze breiten sich da aus, die von der hochstehenden Kultur eines ausgerotteten Volkes zeugen. Mit besonderer Liebe hat der verstorbene Gustav Umlauff sie zusammengetragen. Er starb im Dienste dieser seiner Sache; und eigentlich ganz in ihrem Stil:
Beim Auspacken einer Waffensendung aus Süd-Amerika - so berichtete vor einiger Zeit Fritz Lang, einer der Enthusiasten dieses wenig bekannten Dorados aller Karl-May-Anhänger - verletzte er sich an einem Pfeil. Und starb kurz darauf: Kurare, das gefürchtete Pfeilgift der Pampas-Bewohner, hatte an ihm seine Wirkung getan.
Sein Werk überlebt ihn, mehr als Ankauf und Verkauf von Raritäten aus aller Welt ist es: Eine Stätte der Exotik. Bunter Wahrtraum in einer höchst realen Umwelt.
Nächster Artikel; Zurück zum Inhalt