Triviale Tropen
Materialien zum 9. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 1996
Zusammenfassungen der Vorträge
Exotik und Phantastik - Die Imagination an den Rändern der Welt
Werner Petermann, München
Nach draußen - ins Exotische also - zielte der Blick des Kinematographen, seit die Firma Lumière ihre Kameraleute in alle Welt schickte. Zugleich verblüffte Monsieur Méliès, Illusionist von Beruf, sein Publikum mit den ersten filmischen Phantasmagorien und teuflischen Metamorphosen. Méliès war es auch, der das Phantastische und das Exotische miteinander vermählte.
Dennoch bedurfte es in der Folgezeit des Umwegs über die Literatur, um die beiden Genres zu verschmelzen. Autoren wie Robert Louis Stevenson, Henry Rider Haggard, Rudyard Kipling, H. G. Wells, Karl May und Jules Verne, nicht zu vergessen Edgar Rice Burroughs, der Erfinder Tarzans, und Sax Rohmer, aus dessen Feder Fu Man-chu hervorging, setzten eine Tradition fort, die ihren Ursprung in mythischen Vorstellungen antiker und daran anschließend mittelalterlicher Weltbilder hatten. Anhand einiger zentraler Motive und Topoi soll gezeigt werden, wie sich das Imaginäre einstiger Weltrand- und Unterweltsszenarien mit Hilfe modernster zeitgenössischer Fortschrittsgläubigkeit (Imperialismus und Darwinismus) in die literarischen und filmischen Szenarien solcher Werke wie »The Island of Dr. Moreau« und »L'Atlantide« transformierte - unter den zahlreichen Verfilmungen gilt hier das Augenmerk insbesondere den deutschen, Urban Gads DIE INSEL DER VERSCHOLLENEN und Pabsts DIE HERRIN VON ATLANTIS.
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