Reihe CineGraph Buch Wolfgang Jacobsen, Heike Klapdor: Merhameh. Karl Mays schöne Spionin. Ein Dialog über die Autorin Marie Luise Droop In: Jörg Schöning (Hg.): Triviale Tropen. Exotische Reise- und Abenteuerfilme aus Deutschland 1919 - 1939

Recherche 2: Die Suche nach dem Bild A: "Nscho tschi sieht hier den tapferen Krieger, der den Vater und mich heimlich befreit hat, als uns die Kiowas an die Bäume gebunden hatten. (...) Er hat den Grizzlybären mit dem Messer erstochen und schlägt jeden Feind mit seiner Faust zu Boden." 3 B: Old Shatterhand, "eine bezaubernde Mischung aus Jung-Siegfried und Tom Mix ..." 4 A: "Aber er hat uns nicht getötet, sondern uns das Leben gelassen, weil er uns liebt." 5 B: "... gleich bezaubernd für SA wie CVJM." 6 A: "Die ernste, stolze Klarheit seines sammetweichen Auges, die ruhige Sicherheit seiner Haltung und jeder seiner Bewegungen sowie der wehmütige Hauch eines tiefen und verschwiegenen Grams, den ich auf seinem jugendlich schönen Gesicht zu entdecken glaubte, umrahmt vom herrlichen blau schimmernden Schmuck des Haares, das reich und schwer über den Rücken fiel, hatten es mir angetan." 7 "Er stand stolz und hoch aufgerichtet vor mir, ein Krieger, der sich trotz seiner Jugend als König fühlte! Ja, er war der Mann dazu, das auszuführen, was er wollte." 8 B: "Man nenne mir einen Schriftsteller, der seinen Lesern ein Ideal gegeben hat wie diesen Winnetou." 9 A: Karl Mays exotische Welt also und seine Helden geben die Orientierung her für einen Selbstentwurf, in dem die ritterlichen Tugenden Aufrichtigkeit, Mut, Unbeugsamkeit, Ehre und Gerechtigkeit zählen. Das ist eine Haltung, die dem zuwiderläuft, was Klaus Mann 1940 im amerikanischen Exil dem Publikum nahelegt: B: "Einer der glühendsten Karl-May-Verehrer war ein gewisser Taugenichts aus Braunau in Österreich, der zu eindrucksvollen Höhen aufsteigen sollte. Jung-Adolf war wahrhaft hingerissen von Karl May, dessen Werke zwar nicht seine einzige, doch immerhin seine Lieblingslektüre bildeten, auch in späteren Jahren." 10 A: "1943 wird er, trotz Papierknappheit, 300.000 Exemplare des ,Winnetou' als Feldlektüre drucken lassen. Dieser Winnetou, wird er zu seinem Minister Speer sagen, das sei für ihn immer ,das Musterbeispiel eines Kompanieführers' gewesen." 11 B: Der Widerstand gegen die Nazis schien aber auch nicht unbeeinflußt vom May'schen Heldenbegriff, wenn Alice Herdan-Zuckmayer berichtet, daß sie im März 1938 bei der Besetzung Österreichs ihren Mann nur mit Mühe davon abhalten konnte, "die Wiesmühl mit seinem alten Armeerevolver zu verteidigen". 12 A: Marie Luise Droop - keine Widerstandskämpferin, keine Nazi-Ideologin, keine innere Emigrantin. Wes Geistes Kind ist die, die 1951 aus dem Schwarzwald ihrem ehemaligen Lehrer Dr. Erwin Ackerknecht schreibt von dem B: "tiefen Einfluß der schwäbischen Dichter (...) auf mich. (...) Schon als Kind liebte ich Justinus Kerner um Lenaus Willen. (...) Als 17-jährige war ich für Friedrich Theodor Vischer entbrannt. (Eines seiner Gedichte) war mein erstes religiöses Erlebnis." 13 A: Marie Luise Droop hat die Bewußtseinswelt des deutschen 19. Jahrhunderts nie verlassen, und eine Möglichkeit, diese zu konservieren, bot ein literarischer Kosmos, der nur vermeintlich zeitenthoben mit der Anziehungskraft des Fremden, Anderen, Exotischen arbeitete: Karl Mays West-Östlicher Divan. B: "Lasst mich nur auf meinem Sattel gelten! / Bleibt in euren Hütten, euren Zelten! / Und ich reite froh in alle Ferne, / Über meiner Mütze nur die Sterne." 14 [Zur Recherche 3]