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Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon
ALTHOFF-ATELIER
Babelsberg, Wilhelmstraße 116-118
Gegründet: 1939
Halle 1: 630 qm: 21 x 30 m.
Halle 2: 1050 qm: 35 x 30 m.
Im Frühjahr 1939 baut Gustav Althoff, in den 20er Jahren Mitbegründer der Aafa (Althoff-Ambos-Film-AG), das am Nordrand von Babelsberg (Nowawes) gelegene Lokal »Klemms Festsäle« zu einem Filmstudio um. Während ab September in diesem Atelier gefilmt wird, entsteht daneben nach Entwürfen des Architekten Benno-Franz Moebus eine zweite, größere Halle. Außerdem existieren ein Bürogebäude und die üblichen Nebenräume (Garderoben, Fundus, Werkstätten).
»Das neue Atelier erhält eine elektrisch angetriebene fahrbare Stahlbrücke, die sich ohne Zwischenlagerung von einer Längswand zur anderen spannt und vielseitigste Verwendung beim Aufbau der Dekoration und bei der Ausleuchtung der Aufnahmeszenerie finden kann. (...) Eine kleinere gärtnerische Anlage umgibt die ganze Anlage, und die unmittelbare Nachbarschaft des Babelsberger Parkes gewährleistet eine geräuscharme Umgebung, die sich vorteilhaft für die Filmarbeit auswirken wird.« (Rut. in: Film-Kurier, Nr. 292, 14.12.1939).
Das Atelier wird während des Krieges hauptsächlich für Produktionen der Berlin Filmkunst GmbH benutzt, die 1941 als Auffanggesellschaft der bis dahin noch freien Produzenten gegründet wird. Die Gebäude überstehen den Weltkrieg weitgehend unbeschädigt. Da der Träger der Studios, die Althoff-Filmatelier KG, nicht zum Ufa-Konzern gehört, fällt das Atelier nach Kriegsende nicht unter die Verwaltung der Besatzungsmächte, in diesem Fall der SMAD, sondern wird zunächst unter der Treuhandverwaltung des Filmkaufmanns Leo Rimmler, eines früheren Ufa-Angestellten, weitergeführt. Deshalb kann dort der erste Nachkriegsfilm, Wolfgang Staudtes DIE MÖRDER SIND UNTER UNS gedreht werden.
Dreharbeiten DIE MÖRDER SIND UNTER UNS
»Am 15. März 1946 wurde ein Drehbuchvertrag über diesen Stoff abgeschlossen, und zwar zwischen der »Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung (Deutsche Film AG in Gr.)« und mit den Unterschriften von Hans Klering und Alfred Lindemann und Wolfgang Staudte als Vertreter der »Staudte-Film GmbH«. Am 16. März war der erste Drehtag. (Die zwei Hallen waren) groß genug, um einen Film zu drehen, der keinen besonderen Luxus, sondern im wesentlichen vom Krieg zerstörte Wohnungen als Schauplätze aufwies.« (Wilkening, Geschichte der DEFA von 1945-1950. Potsdam-Babelsberg: VEB DEFA Studio für Spielfilme 1981, S. 48).
Da das Gelände der »Ufa-Stadt Babelsberg« von den Sowjets noch nicht wieder für die Filmarbeit freigegeben worden ist, bilden die Althoff-Ateliers auch den Rahmen für die offizielle Gründung der DEFA durch Lizenz-Übergabe am 15.5.1946.
»Es war ein schöner, sonniger Tag. In langer Reihe kamen Autos nach Babelsberg. Vom Bahnhof Drewitz war ein besonderer Busverkehr eingerichtet worden. Ziel aller war das ehemalige Atelier Althoff. Schon tagelang vorher waren alle Mitarbeiter damit beschäftigt gewesen, die große Halle für die bedeutenden Stunden würdig herzurichten. Über der mit frischem Grün dekorierten Bühne sah man das Wort DEFA, die Jahreszahl 1946 und die Losung ,Der Film ist das völkerverbindende Band des Friedens'.« (Hans Klering: Drehlizenz für die DEFA. In: ...einer neuen Zeit Beginn. Berlin, Weimar: Aufbau 1980, S. 233).
Später war im im ehemaligen Althoff-Atelier das DEFA-Studio für Dokumentarfilme, Gruppe »Konkret«, untergebracht.
[WIRD DEMNÄCHST AKTUALISERT]