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Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon
C.C.C.-ATELIER
Spandau, Verlängerte Daumstraße 16
Gegründet 1949
Halle 1: 495 qm: 15 x 33 m, 8,80 m Bauhöhe
Halle 2: 408 qm: 15,70 x 26 m, 13.30 m Bauhöhe
Halle 3: 659 qm: 20,55 x 32,06 m, 11 m Bauhöhe
Halle 4: 1309 qm: 31,22 x 41,93 m, 13,60 m Bauhöhe
Halle 5: 306 qm: 15.25 x 20.06 m, 6,50 m Bauhöhe
Halle 6: 680 qm: 20,55 x 33.08 m, 8,50 m Bauhöhe
Artur Brauner, nach dem 2. Weltkrieg nach Berlin verschlagen, erhält 1946 eine amerikanische Lizenz für die Film-Produktion Central Cinema Company GmbH. 1949 beginnt er auf dem 35000 qm großen Gelände einer ehemaligen Versuchsanstalt für Kampfstoffe in Spandau ein Filmstudio aufzubauen. Zunächst beginnt die Arbeit in zwei Hallen von 400-500 qm Fläche.
Im Zeichen des auch die Filmproduktion streifenden Wirtschaftswunders wagt Brauner 1954 die Investition in zwei neue, moderne Hallen (658,83 qm und 1309 qm), die von den Architekten Karl Schneider und Lothar Wloch entworfen werden.
C.C.C.-Ateliers, 1959 Im nächsten Jahr kommen noch einmal zwei Hallen (306 und 680 qm) hinzu. Die ganz auf sparsames und ökonomisches Arbeiten abgestellte Anlage ist zu diesem Zeitpunkt eine der modernsten Anlagen in West-Berlin und der Bundesrepublik.
"Bei der Planung der Spandauer Filmateliers wurde von dem sogenannten Bausteinprinzip Gebrauch gemacht. Darunter ist die Aneinanderreihung mehrerer mittlerer Ateliergruppen zu verstehen, wobei eine optische Verbindung zwischen den einzelnen Gruppen hergestellt werden kann. Diese Anordnung hat den Vorteil, daß aus zwei mittleren Gruppen ein großes Atelier geschaffen werden kann. (...) Bezüglich der Abmessungen der Ateliers mußte zu einer breiteren bzw. quadratischen Bauform übergegangen werden, da die neuen Breitwandformate und ganz besonders CinemaScope breitere Dekorationen erfordern. Drei Ateliergruppen wurden aneinander gebaut, wobei Atelier 3 und 4 von einem schmalen Zwischengelände getrennt werden. Breite Tore gestatten eine optische Verbindung beider Ateliers. Es ergibt sich somit eine Gesamttiefe von 80 m." (Kino-Technik, Nr. 6, 1955; zit. in Filmpress, Nr. 25, 21.6.1956).
Seither schlägt sich die Existenz der CCC-Studios weniger durch Meldungen von technischen Neuerungen nieder, als vielmehr durch die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen erscheinenden Drohungen Artur Brauners wieder, das Studio teilweise oder ganz schließen zu müssen.
»Worüber in Filmkreisen schon seit längerem unter der Hand gesprochen wurde, scheint sich jetzt deutlich abzuzeichnen. Artur Brauner, der Chef der Central-Cinema-Comp. Film GmbH in Berlin, hat angekündigt, daß fünf der sieben CCC-Filmstudios stillgelegt werden sollen. Als Grund nannte er Auftragsmangel. (...) Hinzu komme nun noch, daß der Sender Freies Berlin (SFB) nach dem Neubau eigener Studioanlagen für Fernsehfilme auch nicht mehr als nennenswerter Auftraggeber in Betracht kommt. Über die Pläne des SFB ist es zwischen dem Sender und Brauner zu einer Kontroverse gekommen. Brauner hat die CCC-Studios dem SFB zum Kauf angeboten. Die Rundfunkanstalt will jedoch lieber für 52 Millionen DM neue Aufnahmeateliers errichten, da es ihrer Meinung nach ein Schildbürgerstreich wäre, alte Filmateliers, die noch dazu in der Einflugschneise des Flughafens Tempelhof liegen, für das Fernsehen zu kaufen und umzubauen. Brauner hat dagegen betont, die CCC-Hallen seien erst vor neun Jahren errichtet worden und man könne sie ohne weiteres umbauen.« (r.p., FAZ, 1.3.1965).
»Brauner: »Daß wir 20 Jahre bestehen - dazu darf man gratulieren. Aber unsere Atelier-Situation ist mehr als schlecht. Und es besteht auch keine Hoffnug auf Besserung. Daher fürchte ich, daß meine Studios, die erst in vier Jahren '20' werden, diesen Tag nicht erleben.« (BZ, 25.8.1966).
»Wegen Auftragsmangel hat CCC-Chef Artur Brauner 30 Mann seiner 150 Kopf starken Atelier-Belegschaft entlassen müssen. Sehr richtig führt Brauner als einen Grund für die mangelnde Auslastung seiner sieben Atelierhallen den immer stärker werdenden Trend zu Außenaufnahmen an, dem er selbst bei seinen letzten Monsterfilmen (NIBELUNGEN, KAMPF UM ROM) weitgehend folgte, indem er in den »billigen« Filmländern wie Jugoslawien und Rumänien kurbeln ließ.
Artur Brauner klagt aber auch den Berliner Senat an, der zuwenig für die Berliner Filmindustrie getan habe. Er droht nicht zum erstenmal die Schließung seiner Ateliers an und fordert den Senat auf, jedem westdeutschen oder ausländischen Filmproduzenten pro Ateliertag einen Zuschuß von 5000 Mark zu gewähren. Ob solche Extra-Berlin-Prämie wirklich helfen würde, mag man bezweifeln. Brauner Ateliers sind nämlich ziemlich veraltet und durch den zunehmenden Düsenflugverkehr sehr in Mitleidenschaft gezogen.« (K.H., Münchner Abendzeitung, 25.9.1969).
»Von der Schließung bedroht sind die CCC-Filmateliers in Berlin-Spandau, die zu den bedeutendsten Unternehmen in dieser Branche gehören. Der gesamten Belegschaft wurde innerhalb des letzten Monats die Kündigung ausgesprochen. (...) Wie CCC-Chef Artur Brauner dazu mitteilte, werden durch die Schließung seiner Ateliers bühnen- und filmtechnische Geräte von vier bis fünf Millionen Mark Schrottreif. Wenn seine Belegschaft auseinandergehe, verliere die Filmstadt Berlin ein international anerkanntes Team. Nach Ansicht Brauners können die Ateliers gerettet werden, wenn der Berliner Senat beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) darauf hinwirke, daß die Fernsehproduktion noch ungefähr zwei Jahre in Berlin-Spandau bleibt. Dann würden Produktionen für das Kassettenfernsehen die gegenwärtige Durststrecke der Branche beenden.« (Hannoversche Presse, 3.10.1970).
»Die CCC hat heute rund 80 ständige Mitarbeiter. Früher, in der Glanzzeit des deutschen Nachkriegsfilms, waren es 200. Trotzdem war die CCC im Grunde immer ein Ein-Mann-Betrieb. Sie ist ohne Atze nicht zu denken. Nur er hat alle wesentlichen Daten und Zahlen im Kopf. Sein Gehirn arbeitet so zuverlässig wie ein Computer. Fragt man Brauner nach seinen täglichen Unkosten, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: ,Meine fixen Unkosten, bestehend aus Löhnen, Gehältern, Telefon, Versicherung, Sozialabgaben und so weiter, betragen 15000 Mark pro Tag. Die sind scho fällig, wenn ich morgens aufstehe. So können Sie sich vorstellen, wie ungern ich aufstehe!'« (Quick, 19.2.1976).
Die Ateliers, 1979/80 wegen des zunehmenden Flugverkehrs nach Tegel schalldicht gemacht, werden auch von den westberliner Theatern genutzt, so finden hier Proben von Theatern statt, inszeniert Peter Stein auf dem Höhepunkt seiner alle Räumlichkeiten sprengenden Karriere in den Studios sein Shakespeare-Projekt.
Bisher sind in Spandau fast 700 Filme hergestellt worden, von Fritz Langs buntem Remake seiner Drehbücher von DAS INDISCHE GRABMAL (1958/59) über Harald Reinls zweiteilige DIE NIBELUNGEN (1966/67) bis zu Fassbinders QUERELLE (1982) und zum OTTO-Film (1985).