Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon

REX-ATELIER

Wedding, Sellerstraße 35, Ecke Müllerstr. 182-183

Gegründet: 1912 Glasatelier 330 qm: 15 x 22 m, 9 m Bauhöhe


Ob es sich bei diesem Atelier um eines (wie üblich, unter verschiedenen Namen) oder zwei unterschiedliche handelt, ist ungeklärt. Die Örtlichkeit ist ein Eckhaus im Stadtteil Wedding, in dem sich auch das Kino »Theater des Wedding« befindet, in dem u.a. Asta Nielsens erster, noch in Dänemark gedrehter Film AFGRUNDEN / ABGRÜNDE im Dezember 1910 seine deutsche Erstaufführung erlebt.

1905 eröffnet hier Alfred Duskes unter der technischen Leitung des Film-Operateurs Charles Paulus sein erstes Aufnahme-Atelier. Es wird von der Firma Unger & Hoffmann als Miet-Atelier weiterbetrieben und ab 1911 von der Filmcompany Paulus & Unger OHG als Komet-Film-Atelier betrieben. Hier lassen neben der Komet-Film, die u.a. Einakter mit Martin Bendix, dem »Urkomischen« herstellt, Filmproduzenten wie die Eiko-Film GmbH ihre Filme drehen. Als Regisseure arbeiten hier u.a. Max Mack, Joseph Delmont, Stellan Rye und Harry Piel.

Ab 1918 gehört es der Rex-Film GmbH, der Produktionsfirma des in Rumänien geborenen Schauspielers und Regisseurs Lupu Pick (1886-1931), der hier in den folgenden Jahren seine berühmten Kammerspielfilme inszeniert, für die Carl Mayer die Drehbücher schreibt: SCHERBEN (1921) mit Werner Krauß und Picks Frau Edith Posca, SYLVESTER (1923) mit Edith Posca und Eugen Klöpfer.

1921/22 wird das Atelier einer gründlichen Renovierung unterzogen. »Draußen in Berlin N vorn ein Kino, und dann geht man über den Hof und die hohe, aber angenehm breite Treppe zum Atelier empor, das in einem Privathause liegt. Hier wurde mancher Film von Weltgeltung gedreht, und hier hat Lupu Pick seine Meisterwerke geschaffen ...

Naturgemäß, d.h. nach seiner Größe, die 15 x 22 m Fläche umfaßt und eine Bauhöhe bis zu 9 m gestattet, ist dieses Atelier nur mit denjenigen Nebengelassen versehen, die es unbedingt braucht, aber auffallend ist die peinliche Sauberkeit und Ordnung, die in ihm herrscht. Das Atelier (...) hat einen Garderobenteil, der, das sei hier als Kuriosum erwähnt, als Schweizerhäuschen ausgebaut. (...) Trotz der Tatsache, daß man sich hier vorwiegend auf den Leihbetrieb von Requisiten eingestellt hat, verfügt das Atelier naturgemäß über einen größeren Fundus an Blenden, Türen, Fenstern, Säulen usw., und etwa 1200 qm Wände in Größen bis zu 4 x 2 Metern stehen den Architekten zur Verfügung.

Rex-Atelier

Das Arbeitspersonal, das aus einundzwanzig Mann besteht, setzt sich aus 8 Beleuchtern, 4 Bühnenarbeitern, 2 Hilfsarbeitern und den anderen für den Atelierbetrieb erforderlichen Personen zusammen und untersteht dem in der Branche wohlbekannten Bruno Müller, der den Wünschen der Regisseure nach Möglichkeit entgegenzukommen versteht. (Natürlich auch denen der Architekten und Operateure).« (A. Kossowsky: Die Berliner Ateliers. In: Kinotechnische Rundschau, Nr. 23, Film-Kurier, Nr. 251, 23.10.1924)

Die Rexfilm wird während der Inflation zu einer Aktiengesellschaft mit 110 Millionen Mark Stammkapital umgewandelt, die dann auf 110000 RM umgestellt werden. Nachdem sich Pick als Vorsitzender der DACHO (Dachorganisation der Filmschaffenden) aufgerieben hat und 1931 nach Fertigstellung seines ersten Tonfilms GASSENHAUER gestorben ist, wird die Rex-Film AG aufgelöst.


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