Triviale Tropen
Materialien zum 9. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 1996
Zeitgenössische Pressestimmen
Ein Filmregisseur starb im Urwald
Deutsche La Plata Zeitung, zit. nach Film-Kurier, Sondernummer, 31.5.1930
August Brückner, einer unserer besten deutschen Kulturfilmregisseure und Operateure, ist in Para am Amazonenstrom einer tückischen Tropenkrankheit erlegen. Seinen Ruf hatte Brückner mit dem Film URWELT IM URWALD begründet. Augenblicklich läuft von ihm der Negerspielfilm SAMBA, in dem Neger, die noch nie eine Filmkamera gesehen hatten, die Rollen spielen.
Im April vorigen Jahres unternahm Brückner eine Expedition, die vor allem der Kleintierwelt der Urwälder und Ströme des Amazonengebietes galt. Er hatte sich mit den neuesten photo- und kinotechnischen Apparaturen ausgerüstet. Empfehlungsschreiben des Auswärtigen Amtes, die Unterstützung deutscher wissenschaftlicher Gesellschaften und nicht zuletzt die brasilianische Regierung erleichterten der Expedition die Arbeit ungemein. Überall fand sie bei den Facenderos weit den Amazonenstrom hinauf liebenswürdige Aufnahme. Ein besonderer Vorteil war die Gewinnung Nimendajus, der nach dem verstorbenen deutschen Gelehrten Koch (Grünberg) als der beste Kenner der Urwälder des oberen Amazonasgebietes und seiner Indianer gilt und dem dort bei Weißen und Eingeborenen Tür und Tor offenstehen. Zwei junge Deutsche, die Gebrüder Dr. Franz und Edgar Eichhorn, begleiteten Brückner auf seinen Reisen. Bis weit über die Grenze der Zivilisation hinaus war auch Frau Brückner der Expedition gefolgt.
Die Arbeit auf entomologischem Gebiet war beendet, wundervolle Aufnahmen, vor allem Großaufnahmen aus der Kleintierwelt, waren geglückt. Der zweite Teil der Pläne Brückners sollte in Angriff genommen werden. Ganz oben an der Grenze von Para in den Icarapes des Rio Preto und Rio Cajary wohnen die Ticunasindianer, gefürchtete Meister in der Zubereitung gefährlichster Pfeilgifte. Diese zu filmen hatte sich Brückner vorgenommen. Schon war er bis zur Mündung des Rio Preto vorgedrungen, Nimendaju hatte mit einem Stamm bereits Fühlung genommen und Sprachaufnahmen gemacht, da traf die Expedition ein schwerer Schlag. Heimtückische Mikroben des Wassers hatten die Gesundheit Brückners untergraben. Schwer fieberkrank mußte er unter ungeheuren Schwierigkeiten nach Para geschafft werden, wo er der notwendig gewordenen Operation erlag. Dem deutschen Kulturpionier wurden in Rio de Janeiro, Sao Paulo und Para in den deutschen und brasilianischen Zeitungen ehrende Nachrufe gewidmet. Brückner selbst hat sich aber in seinem Film, den er auf seiner letzten Fahrt schuf und der in diesem Jahr in Deutschland laufen wird, ein Denkmal gesetzt, das von einer großen Kunst auf der Höhe ihres Schaffens zeugen wird.
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