Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon

EFA-ATELIER

Cicerostraße 2-6

Gegründet 1925
Halle: 2700 qm: 30 x 90 m
Atelier 1-3: je 720 qm: 30 x 24 m, 7-12 m Höhe
Atelier 4: 540 qm: 30 x 18 m, 7-12 m Höhe


1925 laufen die Mietverträge der Europäischen Film-Allianz (E.F.A.) GmbH mit dem Zoo-Atelier aus. Im Juni 1925 erwirbt sie das Grundstück Cicerostraße 2-6 in Halensee. »Das benötigte Kapital von fast 3/4 Millionen Goldmark wurde nach einem Beschluß der Generalversammlung vom 17. August 1925 durch Erhöhung des Stammkapitals auf 320000 Goldmark und Inanspruchnahme aller Reserven von der E.F.A. und ihren opfermutigen Gesellschaftern aufgebracht.«

Aus Anlaß der Übergabe am 17.4.1926 stellt die EFA ihre neuen Ateliers der Öffentlichkeit in einer aufwendigen Broschüre vor: »Durch das große Mittelportal des monumentalen Fassadenbaues von 110 m Länge (Architekt Jürgen Bachmann) gelangt man in die neue Aufnahmehalle, deren lichte Ausmaße von 30 x 90 m die am Zoo innegehabte Halle an Ausdehnung noch übertreffen. Diese mächtige überdachte Fläche von fast 3000 qm ist in vier große Ateliers eingeteilt, von denen drei je 24 x 30 m und das vierte ca. 18 x 30 m bei einer Bauhöhe von 7 bis 12 m messen.

Die Teilung der einzelnen Ateliers durch je eine 6 m hohe und 2 m breite Beleuchterbrücke stellt eine Neuerung dar. Von diesen Brücken aus erfolgt die Ausleuchtung der Ateliers durch Lampen, die leicht mit Hilfe einer an sieben Längsschienen montierten Laufkatzenanlage durch den Raum von einer Brücke zur anderen transportiert werden. An diesen Laufkatzen werden auch die Oberlichter montiert und können an jeder beliebigen Stelle Verwendung finden. (...)

Die angegebenen Maße stellen die Ausmaße für ein normales Atelier dar, jedoch sind die trennenden Beleuchterbrücken nach Bedarf in ganz kurzer Zeit zu demontieren, so daß auf Wunsch 2, 3 oder 4 Ateliers in ein großes Atelier umgewandelt werden. Zwischen Atelier 1 und 2 ist eine weitere neuartige Einrichtung durch die Anlage eines ca. 30 qm großen Wasserbassins geschaffen worden, welches die Ausführung von wirkungsvollen Wasseraufnahmen zuläßt. Die Bauhöhe von 7 bis 12 m ermöglicht den Architekten die Errichtung stattlicher Bauten. Der reichhaltige Dekorations- und Baufundus ist vom Zoo komplett herüber geschafft worden und wohlgeordnet längs der hinteren Wand der neuen Halle aufgespeichert. (...)

Die Tatsache, daß sich die bekannte Firma »Elektrotechnische und Bogenlampenfabrik K. Weinert« als Gesellschafter der E.F.A. beteiligt hat, dürfte die beste Gewähr bieten für eine fachgemäße und verständnisvolle Behandlung des Beleuchtungsproblems.« (Die EFA und ihre Bedeutung für die deutsche Filmindustrie. Broschüre).

Die Halle wird Anfang 1930 auf Tonfilm umgestellt und dabei in zwei große Ateliers von jeweils 30 x 42 m umgebaut.

Die EFA-Ateliers werden während der Nazi-Zeit von verschiedenen Produzenten genutzt, so z.B. für die Filme:
VERWEHTE SPUREN (1938, Regie: Veit Harlan, Majestic-Film GmbH), BEL AMI (1938/39, Willi Forst, Deutsche Forst-Prod. GmbH), DIE REISE NACH TILSIT (1939, Veit Harlan, Majestic), ROBERT KOCH, DER BEKÄMPFER DES TODES (1939, Hans Steinhoff, Tobis; auch Jofa), TRAUMMUSIK (1940, Geza von Bolvary, Italia-Film GmbH), OHM KRÜGER (1940/41, Hans Steinhoff, Tobis Filmkunst GmbH), MEINE FREUNDIN JOSEFINE (1942, Hans H. Zerlett, Tobis).

Das Atelier wird 1939 von der Firma Rimmler & Co. KG übernommen und im Weltkrieg zerstört.

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