Nächster Artikel - Zurück zum Inhalt
Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon
VITASCOPE-ATELIER
Lindenstraße 32-34
Gegründet: 1912
Glas-Atelier 240 qm, 6-9 m Höhe
Das Dach-Atelier in der Lindenstraße, die neben der Friedrichstraße auf den Belle Alliance Platz (heute Mehringplatz) stößt, gehört über zwanzig Jahre unter wechselnden Namen zu einem der beliebtesten Innenstadt-Ateliers.
Es wird im August 1912 von der Deutschen Vitascope GmbH, die zuvor das Atelier in der Großen Frankfurter Straße 105 benutzt hat, fertiggestellt. Mitte Oktober 1912 verlegt Jules Greenbaum auch die Büros und die gesamte Fabrikation, inklusive Entwicklungs- und Kopieranstalt, seiner Vitascope in die Lindenstr. 32-34, während seine Verkaufsräume in der Friedrichstr. 16 bleiben. Auch nach der Eröffnung der Vitascope-Ateliers in Weißensee (May-Atelier) am 1.10.1913 und der Verlegung der Fabrikation dorthin, bleibt das Dachatelier in der Lindenstraße Produktionsort der Vitascope.
Anfang September 1912 dreht der Operateur Hermann Böttger unter der Regie von Walter Schmidthässler den ersten Film im neuen Atelier. Noch im gleichen Jahr entsteht unter der Regie Max Macks DER ANDERE. Dieser »Autorenfilm« kann durch die Mitarbeit des damals bekannten Theatermannes Paul Lindau als Autor und Albert Bassermanns als Hauptdarsteller auch im Feuilleton Aufmerksamkeit erregen und bildet so einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des neuen Mediums vom Kientopp zur Filmkunst.
1917 gehört das Atelier der Oliver-Film. 1918, nachdem er sein altes Atelier in Steglitz (B.B.-Atelier) aufgegeben hat, bezieht Heinrich Bolten-Baeckers die Räumlichkeiten mit seiner B.B.-Film und produziert hier bis in die Mitte der 20er Jahre Lustspiele für die Ufa.
Trockenraum der Vitascope Nachdem er die Generalvertretung für Lignose-Rohfilm übernommen hat, gründet Bolten 1927 gemeinsam mit der Lignose AG die Firma Lignose-Hörfilm »System Breusig«, die das Nadeltonverfahren von Kurt Breusig auswerten soll und die - nach dem Scheitern der Zusammenarbeit mit der Ufa - im Mai 1928 in Dresden die ersten Lignose-Hörfilme vorführt.
Zu gleichen Zeit (1926-28) firmiert in der Lindenstraße auch die Deutsche Spiegeltechnik GmbH & Co, die unter Leitung des Filmarchitekten Fritz Maurischat das berühmte Kombinationstrick-Verfahren von Eugen Schüfftan vermarktet.
Ende 1931 übernimmt die Tobis-Melofilm GmbH, eine Tochtergesellschaft der Tobis-Industrie-GmbH das Atelier. »Es sind hier bereits die Atelieraufnahmen für zahlreiche Kultur-Großfilme und eine große Anzahl von Spiel- und Kultur-Kurzfilmen hergestellt worden, außerdem werden dauernd Nachsynchronisationen durchgeführt. (...) Es ist Beschränkung auf reinen Nachsynchronisations-Betrieb für später vorgesehen.« (Jahrbuch der Filmindustrie 1933).