Transatlantische Verleih- und Produktionsstrategien eines Hollywood-Studios in den 20er und 30er Jahren
Materialien zum 13. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 
16. - 18. November 2000.

Im Westen nichts Neues 


Laemmle fährt zurück.


Carl Laemmle hat Deutschland nicht besucht. Er ist heute über Paris nach Amerika zurückgekehrt. Er absolvierte nur die vom Arzt unbedingt verordnete Kur in Europa.
Zwei Tatsachen sind für uns bemerkenswert, einmal, daß er wiederum zustimmte, in Deutschland zu produzieren. Damit vermittelte er deutschen Künstlern und deutschen Arbeitern, deutschen Ateliers und deutschen Theatern: Arbeit und die Möglichkeit der Auswertung dieser Arbeit. Darin zeigt er sich als Patriot, die Arbeits-Zuweisung für die deutschen Werkstätten muß ihm gedankt werden.
Er ging auch nicht an den "Remarque"-Ereignissen vorbei. Man liest in einem Interview folgendes: "In erster Linie lasse ich mir die Liebe zu meinem Vaterland von niemandem streitig machen.
Die Tatsache, daß ich nur ein kleiner Junge war, als ich nach Amerika kam und hier mein Glück machte, hat niemals auch nur für einen Augenblick meine Liebe zu dem Lande meiner Geburt erlöschen lassen. Als ich Remarques prachtvolles Buch gelesen hatte und bemerkte, welch ein wunderbares Gefühl des Verständnisses für Deutschland dieses Buch in den Herzen der Amerikaner und anderer Nationen auslöste, entschloß ich mich, einen Film daraus zu machen. Das Buch ist von einem echten Deutschen geschrieben worden. Es wurde als Film von einem in Deutschland geborenen Amerikaner hergestellt, viele Deutsche wirkten in dem Film mit. Deutsche, die eine Liebe für ihr Vaterland haben, wie sie die im Reich nicht größer besitzen."
Er ist diesmal am Vaterland seiner Kindheit vorbeigefahren. Aber wir wollen ihn nicht zurückkehren lassen, ohne ihm "Auf Wiedersehen" von Herzen zu wünschen.

Film-Kurier, Nr. 152. 18.8.1931


Vorheriger Artikel - Nächster Artikel - Zurück zur Übersicht